-Jahresbericht-

(Dezember 2009 bis November 2010)


In Kooperation mit INDRO e.V. und dem Haus der Wohnungslosenhilfe (HdW)


Mit freundlicher Unterstützung von:

-Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)

-Bundesministerium für Gesundheit (BMG)

  -Verband der privaten Krankenversicherung e.V.  

     (PKV)

  -Sparkasse Münsterland Ost

  -Firma Fischer Metallverarbeitung,                  Werl

- Lions Club Münster Johann Conrad Schlaun

-Radstation Hundt KG

- Siverdes Stiftung 

               Münster

- Privatpersonen




1. Ehrenamtliche Aktivitäten

Ohne die ehrenamtlichen Aktivitäten der Mitarbeiter wäre das Projekt nicht realisierbar gewesen und daher soll ihr Engagement an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden.

Im Zeitraum von Dezember 2009 bis einschließlich November 2010 waren die Mitarbeiter des Projekts an insgesamt 53 Tagen vor Ort aktiv. Aufgrund eines sehr regenbelastenden Sommers und zeitweise schwieriger Personallage konnte das Projekt in diesem Jahr nicht in dem geplanten Umfang durchgeführt werden.

Ein wesentlicher Aspekt in der Entwicklung der ehrenamtlichen Aktivitäten seit Beginn des Projekts ist, dass zunächst eine personelle Abdeckung von 2 Personen ausreichend schien. Mit zunehmender Bekanntheit und Nutzung des Projekts durch die Zielgruppe haben wir die Personaldecke ab März 2009 auf drei bis vier Personen vor Ort aufgestockt. Diese Maßnahme war vor allem aufgrund des großen Zulaufs und hinsichtlich der erweiterten Konzeptionalisierung in Drogennotfallsituationen notwendig.

Die Erfahrung in den letzten Monaten zeigt uns, dass eine Personalabdeckung von 3 bis 4 Personen vor Ort optimal ist. Die Zuständigkeiten in Bezug auf die unterschiedlichen Arbeitsbereiche (Spritzentausch, Getränkevergabe, eventuelle Notfallsituationen) werden von den Mitarbeitern im Vorhinein individuell besprochen und können vor Ort getauscht werden, um zum einen Stress zu mindern und zum anderen eine Abwechslung zu schaffen.

2. Getränkevergabe

In der Zeit von Dezember 2009 bis November 2010 wurden insgesamt 990 Liter Kaffee, Tee, Brühe, löslicher Kaffee und Eistee ausgegeben.

Eistee gab es in den wärmeren Monaten von Mai bis September, da von der Zielgruppe auch kalte Getränke gewünscht wurden und die diesbezüglichen Kosten in unser Budget passten. Die Gemüsebrühe war von Dezember 09 bis einschließlich März 2010 im Angebot und wird entsprechend der Jahreszeit weiterhin ein festes Angebot sein.

Signifikant ist der Anstieg des Kaffees vor Ort von anfangs 68 Liter auf 96 Liter monatlich im letzten Jahr zu 128 Liter monatlich seit September diesen Jahres. Dies konnten wir in erster Linie aufgrund neu angeschaffter Kannen ermöglichen und können so den Bedarf überwiegend decken ohne den finanziellen Rahmen zu überschreiten. In Bezug auf den Tee konnten unterschiedliche Sorten angeboten werden, wobei Schwarzer Tee und Früchtetee am beliebtesten sind bei der Zielgruppe.

An einem Wochenende werden zusätzlich 4-6 Liter Milch sowie 2-4 Kilogramm Zucker benötigt.

3. Fortbildungen / Freizeitangebote

Es wurden im vergangenen Jahr insgesamt elf Fortbildungen für die Mitarbeiter durchgeführt:

22. Januar:         Drogennotfalltraining

23. März:            Hygiene / Hepatitis / HIV

07. April:            Deeskalationstraining I

09. Juni:             Deeskalationstraining II

29. Juni:              Stoffkunde

13. Juli:               Safer Use / PEP

24. Juli:               Drogennotfalltraining

22. Sept.:            Professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit

03. Nov.:             rechtliche Grundlagen in der Drogenhilfe

10. Nov.:             Drogennotfalltraining

20. Dez.:             Hygiene / Hepatitis / HIV

Wir haben die Themen Deeskalation und Stoffkunde in das Angebot aufnehmen können und werden es um die Themen Safer-Work und Arbeitssicherheit zukünftig erweitern.

Des Weiteren haben wir ein externes Drogennotfalltraining für Mitarbeiter des HdWs durchgeführt sowie zwei Tutorien der WWU Münster unterstützt, indem wir Einblick in die Arbeit des Projekts und die akzeptanzorientierte sowie niedrigschwellige Arbeit vor Ort gewährt.

Wichtig ist uns auch ein kleines Freizeitangebot für alle an dem Projekt beteiligten Menschen. In diesem Jahr gab es drei Treffen am Hafen in Münster während des Sommers sowie eine Weihnachtsfeier für alle Mitarbeiter.

4. Notfallsituationen / Medizinische Versorgung

In der Zeit von Dezember 2009 bis November 2010 kam es zu insgesamt 4 Drogennotfallsituationen. Dabei unterscheiden wir zwischen leichten, mittelschweren und schweren Notfällen. In 4 leichten Notfallsituationen konnten wir aufgrund der Ausstattung unserer Drogennotfalltasche und den Fortbildungen erste Hilfemaßnahmen einleiten und die betroffenen Personen versorgen.

Im Bereich der medizinischen Versorgung gab es insgesamt 32 Personen, die wir entsprechend der Ausbildung der Mitarbeiter vor Ort versorgen konnten oder zum medizinischen Dienst des HdW oder in ein Krankenhaus vermittelt haben.

5. Spritzentausch

Im genannten Zeitraum wurden im Bereich des Spritzentauschs insgesamt 10.296 einzelne Teile getauscht.

Dazu gehören mit einem Anteil von 4.643 Teilen einzelne Spritzen. 163 davon sind die seit Juni 2009 angebotenen Tuberkulinspritzen.

Die getauschten Nadeln nehmen einen Anteil von 5.400 ein. Die grünen Safer-Use-Filter, die wir im Januar 2009 in das Angebot aufgenommen haben, belaufen sich auf eine Anzahl von 253 Stück.

Im Bereich des Spritzenkaufs handelt es sich um 529 Spritzen (davon 75 Tuberkulinspritzen) sowie 673 Nadeln und 233 grüne Safer-Use-Filter.

Weiterhin wurden Ascorbinsäure (338), Pfännchen (142), Löffel (36), Wasser (389), Kamillecreme (26) sowie Kondome (11) verkauft.

Der Erlös der verkauften Drogengebrauchsutensilien wurde an INDRO e.V. gezahlt.

Des Weiteren verfolgen wir sporadisch die Spritzenentsorgung am Bremer Platz, wie es unter der Woche von INDRO e.V. gewährleistet wird. Dabei wurden im genannten Zeitraum 92 Spritzen und 100 Kanülen aus dem öffentlichen Raum entsorgt.

6. Safer Use Beratung

Die Safer-Use-Beratung stellt einen wichtigen Aspekt des Projekts dar. Die Fortbildungen vermitteln den Mitarbeitern entsprechende Kenntnisse. Die geführten Beratungen dokumentieren wir seit März 2009. Insgesamt wurden 130 Safer-Use- Gespräche bezüglich risikoärmerer Konsumweisen geführt.

Im Juni 2009 haben wir aus gesundheitlichen Gründen die Insulinspritzen aus dem Spritzentauschangebot genommen und entsprechend der Safer-Use-Botschaften stattdessen die Tuberkulinspritzen eingeführt. Die Safer-Use-Beratung hatte vor allem in Hinblick auf diese Änderung einen hohen Stellenwert während der Arbeit vor Ort.

7. Entwicklungen in der Konzeption

Im Rahmen von Sozialstunden aber auch auf ehrenamtlicher Basis haben wir uns dazu entschieden, Menschen aus der Zielgruppe für die Arbeit zu motivieren und in den Bereich der Getränkeausgabe des Projekts einzubinden. Für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter, insbesondere für die Einbindung szeneangehöriger Menschen, haben wir einen Leitfaden entwickelt, um auftretenden Problematiken, wie z.B. Rollenkonflikten vorzubeugen und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Dazu haben wir in erster Linie das Konzept der „Patenschaft“ integriert: Neue Mitarbeiter bekommen einen älteren, erfahrenen Projektmitarbeiter als Paten zur Seite gestellt, der sie in der ersten Zeit begleitet und einarbeitet, sowie regelmäßige Reflexionsgespräche mit ihnen führt.

Wir konnten bisher insgesamt fünf szeneangehörige Kollegen aus der Zielgruppe in die Arbeit des Projekts einbinden, wobei es bestimmte Voraussetzungen und Regeln während der Mitarbeit gibt:

  • Zuverlässigkeit

  • Eine gewisse Stabilität in ihrem derzeitigen Konsumverhalten

  • Die Bereitschaft, an den Fortbildungen teilzunehmen

  • Pünktlichkeit

  • Wie bei allen anderen Mitarbeitern auch, ist eine Hepatitis A und B Schutzimpfung erforderlich.

  • kein Dealen

  • kein Stehlen

  • keine Hehlerei

  • keine Gewalt.

Da bei aktuell drogengebrauchenden Menschen eine Zeit von zwei bis drei Stunden manchmal nur schwer zu überbrücken ist, gibt es die Möglichkeit sich bei einem der Projektmitarbeiter vor Ort bei Entzugserscheinungen abzumelden und das Projekt frühzeitig oder vorrübergehend zu verlassen.

Des Weiteren haben wir speziell in Bezug auf Arbeitsunfälle Vorgehensmaßnahmen entwickelt, nach denen sich alle Mitarbeiter richten. Bei einer Nadelstichverletzung oder Augenkontamination z.B. treten die PEP-Richtlinien in Kraft und das Projekt wird umgehend beendet. Ein Mitarbeiter spült die Stichwunde der betroffenen Person und begleitet sie umgehend in die Uniklinik Münster. Der dritte Mitarbeiter wird mit dem Wagen zurück zum HdW gehen und führt die Nachbereitung gemeinsam mit der Rufbereitschaft durch

8. Finanzierung

Das vergangene Jahr haben wir dank der Siverdes Stiftung Münster finanzieren können. Auch die Sparkasse Münsterland Ost hat uns erneut unterstützt, worüber wir uns sehr freuen.

Dank des Lions Club Münster Johann Conrad Schlaun und der Firma Fischer aus Werl dürfen wir seit Juni 2010 mit einem eigens auf die Bedürfnisse des Projekts zugeschnittenen Hänger arbeiten, der die Arbeit vor Ort um einiges erleichtert und viel Stauraum bietet. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an unsere Spender!

Über alle Maßen gefreut haben wir uns über die Auszeichnung mit dem Sirius beim Bundeswettbewerb Aidsprävention der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und dem Verband der privaten Krankenversicherung e.V. (PKV). Mit dem Prämiengeld ist sowohl das nächste Jahr „MoVe“ gesichert als auch wieder die Möglichkeit, eine Aufwandsentschädigung an die ehrenamtlichen Mitarbeiter zu zahlen!

Die Radstation Hundt KG unterstützt uns auch weiterhin durch die kostenlose Unterbringung unseres alten Hängers in der Radstation, der für Aktionen und Veranstaltungen außerhalb des Rahmens von „MoVe“, wie z.B. beim Drogentotengedenktag, benötigt wird.

9. Kooperationspartner

Die Kooperationen mit INDRO e.V. und dem Haus der Wohnungslosenhilfe (HdW) stellen die Grundlage für unser Projekt dar:

Die Kooperation mit INDRO e.V. ermöglicht uns sowohl die Durchführung des Spritzentauschangebots als auch das Intervenieren bei Drogennotfällen. Zudem wird uns im Keller eine Lagermöglichkeit zur Verfügung gestellt. Ebenfalls einen hohen Stellenwert hat für uns die Möglichkeit der Nutzung der Räumlichkeiten von INDRO e.V., da uns dadurch die Weiterbildung unserer Mitarbeiter sowie auch Teamsitzungen möglich sind.

Einen ebenso wichtigen Kooperationspartner stellt für uns das HdW dar. Trotz eigener Räumlichkeiten, über die wir seit Februar 2010 verfügen, bleibt das HdW gerade aufgrund der Arbeit mit der gleichen Zielgruppe ein wichtiger Kooperationspartner, der uns die Möglichkeit gegeben hat, das Projekt zu realisieren und auszubauen.

An dieser Stelle möchten wir uns für die großzügige Unterstützung herzlich bedanken!

10. Aktionen

Am 21.07.09 haben die Mitarbeiter des Projekts für Münster zum zweiten Mal den Drogentotengedenktag gestaltet. Diverse Aktionen am Szenetreffpunkt „Bremer Platz“ sowie ein Info-Stand in der Innenstadt waren Bestandteile dieses besonderen Tages (siehe Presseartikel in der Anlage). In diesem Jahr fand der Infostand in der Ludgeristraße erstmals in Kooperation mit der Aidshilfe und J.E.S. statt. Das erneute Stattfinden des Drogentotengedenktages ist von der Zielgrippe gut angenommen worden und wird auch für das nächste Jahr wieder geplant.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Projekt „MoVe“ bei der Zielgruppe auf sehr positive Resonanz gestoßen ist und als festes Angebot akzeptiert wurde. Der Erfolg des Projekts „MoVe“ in den letzten zwei Jahren ist sowohl auf das enorme ehrenamtliche Engagement und die Förderung durch diverse Institutionen als auch auf die Kooperationspartner und diverse Spenden zurückzuführen. Auf der Basis dieser vier stützenden Faktoren konnte das Projekt „MoVe“ stattfinden und wachsen, wofür wir uns an dieser Stelle nochmals recht herzlich bedanken möchten!